Ein Paar alte Fahrradhandschuhe und ihre Geschichte…
In diesem Artikel möchte ich nicht auf Gegenstände religiöser Verehrung eingehen. Vielmehr geht es mir um Überbleibsel von Gebrauchsgegenständen, die durch ihre Verwendung des jeweiligen Besitzers eine gewisse Verehrung rechtfertigen.
Sicherlich kennt jeder Kuscheltiere von früher, die überhaut nicht mehr kuschelig sind. Oder nehmen wir die „Schnuffeltücher“ von Kleinkindern, die nicht mal mehr als Lappen taugen, aber trotzdem unentbehrlich sind.
Aber auch Erwachsene haben solche Gegenstände: Der Familienvater, der sein gutes Auto, welches nur von Rost zusammengehalten wird, jedes Jahr wieder durch den TÜV bringt. Ein anderes Beispiel sind die schicken Porzellanfiguren in Schränken, die zwar nicht mehr so ganz zur modernen IKEA Optik passen, aber trotzdem nicht entsorgt werden dürfen.
Bei mir sind es ein Paar alte Fahrradhandschuhe.
Sie sind jetzt ca. 15 Jahre alt und stammen noch aus meiner aktiven Zeit als Mountainbiker. Da kommen echt wieder alte Erinnerungen hoch:
Mein erstes Montainbike… mein zweites, damals schon mit Federgabel! Die Mountainbike-Rennen in den Harburger Bergen oder die wilden Abfahrten in meiner alten Heimat.
Damals erhielt ich sie von einem Kollegen, mit dem ich seinerzeit regelmäßig durch die Wälder heizte. Er hatte sie sich von einem Kult-Laden in den USA bestellt. Seine Pranken passten nicht hinein und so wurde ich Besitzer der schicken Handschuhe!
Durch die hohe Qualität überlebten sie diese Zeit fast anstandslos. Doch man wird älter und das Fahrrad kam nur noch auf dem Weg zur Arbeit zum Einsatz. Die Handschuhe verschwanden in der Schublade und kamen eigentlich erst beim Umzug in die neue Wohnung wieder zum Vorschein. Gelegentllich benutzte ich sie bei Fahrradtouren oder an kalten Tagen als „coole“ Handschuhe. Die echte Wiederbelebung erlebten sie aber durch mein aktuelles Hobby: Geocaching.
Sie waren perfekt dafür geeignet. Eng anliegend kann man damit an kalten Tagen auch das GPS Gerät bedienen, in dreckigen Löchern wühlen oder auch mal auf Bäume klettern. Durch diese zweckentfremdeten Einsätze wurden sie mittlerweile bis zur Auflösung strapaziert. Trotzdem schleppe ich sie zu jeder Tour mit. Echte Highlights waren dabei die Lost Places, bei denen ich einfach nicht ohne Handschuhe unterwegs sein wollte.
Mal sehen, wann der Zeitpunkt kommt, an dem ich sie im Mülleimer versenke. Oder soll ich sie zu den ersten Haaren unseres Sohnes legen. Oder lieber zur völlig verstaubten Carrera Bahn in den Keller. Unter Umständen könnte ich sie auch neben die alten Rezepte legen, die nie wieder jemand kocht.
Ganz egal, von unentbehrlichen Dingen kann man sich einfach nicht trennen…
Hallo Ronald, du hast Recht. Von manchen Dingen kann man sich nicht trennen. Ob es die alte Uhr vom Vater ist oder ein einzelner Schuh vom ersten Kind. Was ich gut aufgehoben habe, ist die Ultraschallaufnahme meiner Schwiegertochter Iris, als sie schwanger wurde. Die Mitteilung kam per tiscalinet.de am 5. Mai 2002. Auf dem Bild war „der kleine Wurm“ – mein jetziger Enkel Moritz – zu sehen.
So was wirft man nicht weg. Und wenn noch so viele Jahre vergehen, an jeder Sache hängen Erinnerungen dran, die man nicht missen möchte.
Liebe Grüße Ingrid