Immer nur Tempel wird auf die Dauer auch langweilig… Deshalb stand an diesem Wochenende etwas modernes, kulturelles auf dem Programm. Zusammen mit einem Kollegen besuchten wir das Künstlerviertel Area 798. Iris war während ihres Aufenthaltes auch schon da und war total begeistert. Nun wollten wir selbst herausfinden, was hinter diesem geheimnisvollen Namen steckt.
Als wir mit dem Taxi ankamen herrschte erst einmal totale Ernüchterung: Kein großes Tor, keine Wegweiser, nicht einmal ein Schild, was uns zeigte, das wir überhaupt schon da sind.
Den einzigen Hinweis lieferte mein Garmin, welches wir mitgenommen hatten, um den hier versteckten Geocache zu finden.
Erst im Laufe unserer Erkundungen fanden wir das rechts abgebildete Motiv.
Der Geocache führte uns über viele verschiedene Stationen durch einen großen Teil des Areals. Dabei war es wichtig, nie den Faden zu verlieren, denn es war die Aufgabe, den Weg über Bilder zu finden.
Trotzdem nahmen wir uns genügend Zeit, auch andere Ecke zu erforschen. Da für uns eher die visuellen Eindrücke im Vordergrund standen, haben wir ganz viele Fotos gemacht… und so ist aus diesem Artikel eine Bildergeschichte geworden.
Das Gelände wird von vielen kleinen Straßen und Gassen durchzogen, was durchaus den Eindruck eines Labyrinths erweckt. Die Fotos haben auch keine bestimmte Reihenfolge – man kann die Motive auf vielerlei Wegen erreichen. Allerdings habe ich versucht, den Facettenreichtum durch kontrastreiche Gegenüberstellungen etwas hervorzuheben.
Die meisten der vielen, kleinen Cafés waren geschlossen. Die Galerien konnte man allerdings besichtigen und einige davon verkauften auch Austellungsstücke. Ich kaufte für Iris eine tolle Kette. Wir ließen uns viel Zeit und erkundeten fast jede offene Tür. Sehr interessant war auch, das es zwischen all den Kunstobjekten und Ausstellungen auch Betriebe gab, die verschiedene Sachen herstellten. Übrigens ist das ganze Gebiet auf einem alten Industriegelände gegründet. Davon ist auch noch sehr viel zu sehen…
Die meisten Gebäude erinnern an Produktionshallen. Außerdem gibt es einen alten Güterbahnhof mit einer Dampflok. Davor kann man seine Füße an einer coolen Erfindung abkühlen. Direkt daneben zeigt ein riesiges Poster, wie das Geländer früher einmal aussah. Deutlich ist darauf das große Heizkraftwerk zu sehen, welches auch heute noch wie ein riesiger Lost Place in der Mitte des Künstlerviertels in den Himmel ragt. Viele der längst nicht mehr zu gebrauchenden Industrieanlagen werden heute in Kunstobjekte integriert:
Kräne und Fassaden werden über großflächige Applikationen verbunden – Lagerhallen werden ausgeräumt, notdürftig luftentfeuchtet und als Ausstellungsräume benutzt. An vielen Ecken findet man kuriose Gegenstände. Es wäre unmöglich, an dieser Stelle alles aufzuzählen.
Im Laufe des Vormittages kamen immer mehr Leute hierher. Viele waren Touristen – die meisten Chinesen. Es war sehr interessant, die Leute zu beobachten: Lustig war ein Lieferant, der auf seinem Dreirad eine große Ladung Grünpflanzen brachte. Er machte ein kleines Nickerchen. Als er merkte, das wir ihn beobachteten und ein Foto machen wollten, fuhr er schnell weiter.
Nach einer kleinen Stärkung ging unsere besichtigung weiter. Angeregt durch die Fotos von Iris wußten wir ungefähr, was man sich hier anschauen kann. Wir entschieden uns allerdings für ein flächendeckendes Abklappern des gesamten Gebietes. Dabei gab es immer wieder viele Gelegenheiten, die Digitalkamera zu benutzen.
Mittlerweile hatten wir auch den Geocache gefunden. Obwohl wir nicht alle Stationen gefunden hatten, konnten wir am Final die Dose ausfindig machen. Das Wiederverstecken der Dose stellte dabei das größte Problem dar, denn die Menschenmassen umströmten uns ständig.
Ziemlich abenteurlich war es, in noch nicht geöffnete Galerien zu schauen oder in offene Fenster zu fotografieren. Dabei entstand auch das Bild der Nudelfabrik. Jedenfalls hielten wir es dafür.
Besonders lustig war das Fotografieren der dicken Frau (siehe etwas weiter unten rechts). Hier waren wir auch nicht die Einzigen, die Fotos machen wollten. Am Ende kam ich aber an die wichtigen Stellen ran!
Am beeindruckendsten fand ich den einzelnen Kämpfer, der es mit einigen Dutzend wilder Hunde aufnehmen will. Der ganze Platz war mit den wilden Bestien gefüllt und dabei war kein Hund wie der andere.
Die schwarzen „Schleifspuren“ waren verkohlte Knochen, die einfach auf dem Boden verrieben waren. Diese Ausstellung war mit Bildern und Pflanzenteilen in Glaszylindern kombiniert. Dort war schon der Eingang eine Besonderheit: Die Wand aus Beton stellte einen riesigen Riss in der Mauer dar, durch den man in die Halle eintreten konnte.
Lasst die Bilder einfach einwirken. Es soll ja schließlich eine Bildergeschichte sein – deshalb jetzt auch Schluß mit vielen Worten!
Auf jeden Fall ist die „798 Art Zone“, wie sie offiziell genannt wird, das perfekte Kontastprogramm zu Tempeln und Parks in Peking. Wer etwas Zeit hat, sollte sich einen Besuch nicht entgehen lassen.