Zwei Monate Peking, da gibt es jede Menge zu berichten. Mit diesem Artikel fange ich einfach mal an, meine ersten Eindrücke und Erfahrungen zu schildern. Mit einem gewissen Augenzwinkern berichte ich über Chinesen, das Essen und Dinge, die man in und um Peking erleben kann.
Im Airbus A380: Die Sonne ist schon lange aufgegangen. Ab und zu sieht man zwischen den tief hängenden Wolken ein paar Bergkuppen…
Es kann nicht mehr weit sein.
Samstag, 8:10 Uhr Ortszeit setzt das Flugzeug auf. Die Passkontrolle geht schnell und auf unsere Koffer müssen wir auch nicht lange warten. Ein kleiner Bus bringt uns Drei zum Hotel – die ersten Eindrücke werden gesammelt: Riesige Strassen (oft achtspurig), viel Grün, schöne Parks und abwechslungsreiche Architektur. Außerdem wurde uns schnell klar, daß die Hupe das wichtigste Teil am Auto eines Chinesen ist.
„Ich habe Hunger“ merkte ich, nachdem ich meinen Koffer ausgepackt hatte. Im Hotel ist es sehr teuer, das wusste ich… was nun?!
Ich rief einen Kollegen an und er sagte ganz selbstverständlich: „Hier kannst Du überall lecker Essen gehen!“ Feurig scharfe Gerichte, Skorpione, Frösche, Pekingenten und Reis gingen mir durch den Kopf. Es kam ganz anders:
Wir gingen zu einem Imbiss und er bestellte drei Gerichte und zwei Bier. Wie in China üblich aßen wir zusammen von den drei Tellern – mit Stäbchen natürlich. Es gab Gurkensalat, scharfe, frittierte Schnittbohnen und ein Fleischgericht, bei dem die Schwierigkeit darin bestand, das Fleisch mit etwas Gemüse in einen Teigfladen einzuwickeln. Als wir satt waren lernte ich, den Kellner zu rufen und die Rechnung zu bestellen – und das auf Chinesisch. Nachdem wir die 600ml Bier, das ist in Peking die übliche Flaschengröße, geleert hatten, machten wir Pläne für den nächsten Tag: Das Aviation Museum außerhalb der Stadt…
Tag 2: Wir bestellten ein Taxi und verhandelten den Preis für ca. 1 Std. Hinfahrt, 3 Std. Warten und eine Stunde zurück: 350 RMB war der Deal. Los geht’s…
Das Museum, man müsste eigentlich Ausstellungsgelände sagen, befindet sich auf einem ehemaligen Militärflugplatz. Das Gelände ist riesig und es gibt eine unglaubliche Anzahl von Flugzeugen, Modellen und Kriegsgerät zu bestaunen. In einige Flugzeuge konnte man hineinklettern – ein Riesenspaß, gerade wenn man plötzlich merkt, das es gar nicht erlaubt ist. Die chinesischen Besucher fanden es dennoch witzig zu sehen, wie die „Langnasen“ den Aufpassern auf der Nase herumtanzten.
Auch einen Flug im Flugsimulator ließen wir uns nicht entgehen.
Während der Tour sammelten wir zusätzlich noch alle Puzzleteile für einen Geocache, der auf dem Gelände versteckt ist. Nachdem wir die Dose gefunden hatten besichtigten wir noch den etwas abgelegenen Schrottplatz des Museums. Unglaublich, was dort alles herum stand.
Der Taxifahrer hatte sich inzwischen ausgeschlafen und so machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel.
Nicht weit davon entfernt befindet sich ein Massage-Salon. Genau das richtige für meine verspannten Schultern. Ich entschied mich für eine chinesische Ganzkörpermassage ohne Füße. Für umgerechnete 17€ ließ ich mich eine Stunde lang durchkneten. Das werde ich auf jeden Fall wiederholen.
Das Wetter ist traumhaft. Nach der Arbeit geht’s ab in die kurzen Hosen und noch eine Runde um den Block. Zeit, endlich mal meine Open Street Map auf dem Garmin zu testen. Ziel war ein großer Park in der Nähe des Hotels: Der Chaoyang Park. Wie in Peking üblich, muß man dafür Eintritt zahlen. Dafür sind die Parks sehr gepflegt und es gibt viele öffentliche Toiletten.
Das Garmin navigierte uns sicher in alle Ecken des Parks, in dem überall Skulpturen aus aller Welt standen. Ein typisches Relikt der Olympischen Spiele 2008. Deutschland spendierte einen 2m hohen Berliner Bären.
Auf den Wiesen zwischen den künstlich angelegten Wäldern tummelten sich jede Menge chinesischer Familien – vom Baby bis zum Greis.
Aber auch ein anderes Treiben konnten wir beobachten: private Fotografen, die junge Mädchen „gemietet“ haben, um sie im Park in allen möglichen Posen abzulichten. Jeder versuchte näher an das Objekt der Begierde heranzukommen als der Andere.
Ein ganz ähnliches Schauspiel konnten wir in der Innenstadt, nahe der Verboten Stadt bewundern: Hochzeitspaare, die sich von semiprofessionellen Fotografen im Getümmel fotografieren lassen… keine Hochzeitsgesellschaft, nur das Paar.
Die Verbotene Stadt selbst haben wir uns im Rahmen einer großen Sightseeingtour natürlich auch angesehen. Wir fuhren mit der U-Bahn bis zum Tiananmen Platz. Dafür mussten wir einmal umsteigen – alles klappte. Und das für 2 RMB! Der Platz des Himmlischen Friedens hat außer vielen Leuten, riesigen Videoleinwänden und dem Mao Mausoleum nicht viel zu bieten. Aber wir wollten einfach mal dort gewesen sein. Danach gings zur Verbotenen Stadt – wir nahmen einen Seiteneingang, der uns durch einen schönen Park voller alter Zypressen zum Haupteingang führte. Unterwegs zeigte uns noch eine Künstlerin ihre Kalligrafien. Für eine kleine Spende zeichnete sie uns persönliche Wünsche für ein langes und glückliches Leben. Ich werde mir die Zeichen wohl mal von einem Chinesen erklären und vorlesen lassen.
Die Verbotene Stadt war überwältigend. Mit dieser Größe hatte ich nicht gerechnet. Mein elektronischer Guide, ein GPS gestütztes Abspielgerät laberte mich die ganze Zeit voll. Eigentlich ganz informativ – aber unterhalten konnte man sich dadurch nicht. Nachdem wir nun wussten, wie und wo der Kaiser lebte, machten wir uns auf den Weg zur Oper. Schon von weitem fällt das NPCA (National Centre for the Performing Arts) auf. Wie ein UFO, das direkt im wasser gelandet ist, hebt es sich deutlich von den anderen gebäuden der Umgebung ab. Im Inneren gibt es nur einen sehr kleinen Bereich, der ohne Tickets zugänglich ist. Also konzentrierten wir uns auf den Außenbereich. Wir umrundeten das blasenähnliche Gebäude, das nachts von zahlreichen Scheinwerfern beleuchtet wird und fanden jede Menge lustige Verbotsschilder – eine Vorliebe der Chinesen. Ein Verbot fehlte jedoch und das nutzte ich aus: Über das Wasser gehen!
Ein weiteres Highlight, was ich mir mit Iris nicht entgehen lassen wollte, war die Chinesische Mauer – The Great Wall! Mit einem speziell gecharterten Taxi, es war eher ein Kleinbus, fuhren wir nach Mutianyu. Touristisch nicht ganz so überlaufen wie Badaling, hat man hier sogar die Möglichkeit mit einer Seilbahn nach oben und mit einer Sommerrodelbahn wieder herunter zu fahren – Ein Riesenspaß!
Wie groß und überwältigend dieses Bauwerk ist, merkt man erst, wenn man darauf steht: Scheinbar endlos zieht sich dieses ca. 8m breite Band über die Berge. Die Steigungen sind enorm und die unterschiedlich großen Stufen machen das Vorwärtskommen zur Tortur. Bei 35°C sind die regelmäßig angeordneten Wachtürme eine gute Gelegenheit, im Schatten etwas auszuruhen. Wir entschieden uns für ein relativ kurzes Wegstück bis zum Ende des restaurierten Teilstückes. Danach sieht man die echten Überreste der Mauer. Sie erinnert eher an einen erhöhten Wanderweg, der mit Bäumen bewachsen ist.
Nach ca. 2 Stunden waren wir durchgeschwitzt wieder beim Bus. Wir schafften es, den nicht englisch sprechenden Fahrer zu überzeugen, auf dem Rückweg mit uns Essen zu gehen.
Es war gar nicht so einfach, die Einladung zu überbringen:
Mitten im Gesprächen mit Händen und Füßen rief er jemanden an. Nach einigen Sätzen gab er mir das Telefon…
Am anderen Ende der Leitung sprach jemand gebrochenes Englisch. Ich erzählte, was wir vorhatten ohne zu wissen, wer dran war. Danach gab ich ihm das Telefon zurück. Nach kurzer Zeit nickte er freundlich und er deutete zum Bus – Es war geschafft! In einer kleinen Ortschaft stoppte er und bat uns auszusteigen.“Cheap, cheap!“ waren seine Worte. Wenig später befanden wir uns als einzige Gäste in einem Restaurant. Und obwohl wir nur zu dritt waren, bekamen wir einen runden Tisch mit Drehteller in der Mitte. Er bestellte – was auch immer?! Aber es sah gut aus und schmeckte lecker. Irgendwann brachte ich zögerlich ein „Gan bei!“ und hielt ihm meine Bierflasche entgegen… In diesem Moment war der Bann gebrochen – die Stimmung wechselte zu lustig und völlig entspannt. Er erzählte uns jede Menge auf Chinesisch und wir antworteten auf Deutsch – echt spaßig!
Doch nicht nur Sehenswürdigkeiten standen auf dem Programm: Wie jede Großstadt hat auch Peking ein paar Geocaches, die ich finden will. Die ersten ließen sich gut mit dem Erkunden der näheren Umgebung verbinden. Da noch ein weiterer Kollege diesem Hobby frönt, machten wir zwei ausgiebige Spaziergänge in der Nähe des Hotels. Die ersten Coins und TBs aus Deutschland wurden abgelegt und ich konnte sogar ein paar Trackables einsammeln.
Etwas abenteuerlicher war der Cache an der Großen Mauer: Abseits des Weges wollte ich schon aufgeben, als ich plötzlich die Dose sah. Noch vor Ort trafen wir ein Pärchen aus Deutschland, das wir am Tag zuvor in der Verbotenen Stadt kennen gelernt hatten… Die Welt ist so klein!
Das muß sich auch spy_guy aus Hamburg gedacht haben. Er plante einen kurzen China-Aufenthalt und stolperte über meine Logs. Einige mails wechselten zwischen Hamburg, Peking und anderen Teilen Chinas hin und her, bis – man glaubt es kaum – er seinen ersten FTF in China vermelden konnte. Ich zog nach, dann ging er wieder mit 2:1 in Führung. (Mittlerweile konnte ich wieder ausgleichen)
Hamburg rulez; all over the world!
Für einen unaktivierten TB, den ich von Deutschland mitgenommen hatte, brauchte ich noch einen Gegenstand, den ich an der „Klokette“ befestigen konnte…
Wir wählten den größten Antikmarkt Pekings. Es war unglaublich, was es hier alles gab. Keramik, Stoffe, Steine, Schnitzereien aus gefaktem Holz, Pinsel, Räuchertruhen, Bücher und Münzen. Die meisten Dinge waren auf Alt getrimmt und natürlich als „Echt Antik“ verkauft. Für Moritz kaufte ich ein raffiniertes Schloss und für meinen TB suchte ich mir eine von zehn Millionen Münzen aus. Das Handeln viel mir noch etwas schwer aber am Ende bezahlte ich nur ein Viertel vom Startpreis. Im Bereich der gebrauchten Bücher wechselten dann noch ein paar chinesische Kochbücher den Besitzer. Ein schöner Tag, der noch mehr Lust auf Peking machte. Doch dazu später mehr.
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