Silver Pagoda Forest Park

Trotz dickem Smog in Peking machten wir uns auf den ca. 70 km langen Weg zu den Pagoden. Die Fahrt war ein Abenteuer, doch die Wanderung war toll. Leider herrschte auch vor Ort noch dicke Luft. Was auf den Fotos sicherlich auch rüberkommt. Auf meinen Ausflügen im Umland von Peking haben wir hier die meisten Höhenmeter bezwungen. Am Ende ein ganz toller Tag!

Silver PagodasWie im letzten Artikel beschrieben, war die Fahrt hierher schon ein Erlebnis…
Nach zwei Stunden kamen wir endlich mit einer Stunde Verspätung an. Unser Fahrer freute sich sehr, als wir es geschafft hatten. Er entschuldigte sich noch einmal bei uns – dann packten wir unsere Sachen und der Wanderteil konnte starten.

Auf dem Prospekt des Parks war auch ein Pool eingezeichnet. Für uns ein Grund, Badesachen mitzunehmen. Denn in Peking hatten wir noch keine Gelegenheit gefunden, draußen irgendwie baden zu gehen. Wir brauchten nur fünf Minuten, um den Pool zu erreichen – es war ein kleines Becken mit grünem Wasser und Goldfischen darin. Ich hoffe, hiermit nicht die Ehre der Chinesen zu verletzen: Es waren natürlich Koi Karpfen.

Hier konnten wir also nicht baden. Später sollten die Badehosen aber doch noch zum Einsatz kommen…
Der Park bestand aus einem kleinen Dorf mit Parkplätzen. Die üblichen Touristenstände fehlten – dafür lag der Ort zu weit draussen. Aber im unteren Teil gab es Obst und Trockenfrüchte am Wegesrand zu kaufen. Ich probierte an jedem Stand ein Stück… so sparte ich das Geld und kam trotzdem zu leckeren Sachen: Cashew Nüsse (frisch geknackt), getrocknete Kiwis, frische Aprikosen und noch ein paar unbekannte Früchte

An das Dorf schloss sich der beeindruckendste Teil des Parks an: Der gut ausgebaute Weg führte uns direkt zu den Pagoden.

Der Yinshan-Pagodenwald bzw. die Pagoden am Silberberg (Yinshan ta lin 银山塔林 ) nordwestlich des Dorfes Haizi im Pekinger Stadtbezirk Changping ist eine aus sieben Pagoden bestehende Gruppe, davon fünf aus der Zeit der Dschurdschen-Dynastie bzw. Jin-Dynastie (1115-1234) und zwei aus der Mongolen-Dynastie bzw. Yuan-Dynastie an der Stelle des buddhistischen Fahua-Tempels bzw. Dayanshang-Tempels. Sie liegen nur wenige Kilometer von den Dreizehn Ming-Gräbern entfernt.

Die Yinshan-Pagoden aus der Zeit der Jin- und Yuan-Dynastie stehen seit 1988 auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China (3-153).
– Wikipedia

Eigentlich war es schade, das uns dieses Highlight schon so früh überraschte. Die Pagoden standen auf einer riesigen mehrstufigen Terrasse direkt vor den Bergen. Der Bereich war frei zugänglich und man konnte sich alles ungestört von allen Seiten aus ansehen.
Wir machten die typischen Touri- Fotos… Doch was jetzt? Das kann es doch noch nicht gewesen sein!
Zwei Wege schlengelten sich durch den Wald nach oben auf die Berge und zum Glück gab es ja noch den hier versteckten Geocache, der uns auch promt die Richtung unserer Wanderung vorgab. Obwohl wir nur zu viert waren, verloren wir uns durch die vielen kleinen Pfade und das unübersichtliche Gelände schnell aus den Augen. Nach ein paar Minuten Sucherei brachten uns die Handys wieder

zusammen. Mittlerweile gab es auch nur noch eine Richtung und die hieß: Nach Oben!
Durch das dichte Blätterdach konnten wir immer wieder neue Felsen mit Geländern sehen, die uns ein neues Ziel boten. Stück für Stück arbeiteten wir uns dem Gipfel entgegen. Die Wege waren auf einer Seite von einem künstlich angelegten Wildwasserbach gesäumt. An einer Stelle konnten wir uns den Spaß nicht nehmen lassen, das kleine Rinnsal umzuleiten… In ein kleines Becken, in dem zwar vorher schon Wasser war, das aber eher wie eine erbärmliche Pfütze im Schatten eines Baumes mit gefakten Wurzeln lag.

Doch auch andere Dinge waren wunderschön gefälscht! Da das Wasser für den kleinen Bach irgendwie auf dem Berg verteilt werden muß, gibt es überall Baumstämme, die das Wasser im Inneren transportieren. Diese Bäume mit toller Rinde, Astansätzen und knorrigen Verdickungen waren aus… Beton natürlich!
An einigen Stellen waren sie längsseits gespalten und speisten breite Wasserfälle. Einen davon nutzten die Frauen, um den chinesischen „Zuschauern“ zu zeigen, das man darunter auch Duschen kann. Damit hatte es sich also auch gelohnt, die Badesachen auf den Berg zu schleppen.

An einem anderen, großen und sehr ruhig gelegenen Wasserfall machten wir eine weitere Pause. Die Temperaturen waren inzwischen auf über 30° C angestiegen. Nur durch die Bäume war es noch auszuhalten.
Die Zeit kroch vor sich hin… Doch plötzlich hörten wir eine Glocke. Der Ton kam von oben und erinnerte mich an einen Tempel oder ein Kloster. Ein neues Ziel war erkoren und wir rappelten uns auf. Zielstrebig ging es dem, immer häufiger hörbaren Glockenklang entgegen.

Beinahe hätten wir vergessen, nach der „Tupperdose“ zu suchen. Ich konnte Karsten begeistern, mit mir wieder ein kleines Stück nach unten zu gehen. Unser Pfad war naturbelassen und als wir um die felsige Biegung kamen, standen wir vor einer kleinen Höhle. Beim genaueren Hinsehen stellte sich heraus, das es „nur“ ein riesiger Felsbrocken war, der auf anderen Steinen ruhte und somit einen Durchgang bildete.
Glockenturm„Wie genau ist eigentlich so ein GPS Gerät?“ fragte mich mein Kollege. Ich erzählte ihm, das es von der Anzahl der empfangenen Satelliten abhängt. Aber ich verschwieg ihm auch nicht, das sich die Genauigkeit, bzw. die Abweichung beim Einmessen des Geocaches und der angezeigten, momentanen Position addieren. Wir einigten uns auf 10 Meter Ungenauigkeit… Ein vermeintlich kleiner Radius, der unsere Suche eingrenzen sollte. Da ich aber wußte, das so nahe an einem steilen Hang die Koordinaten häufig springen, gab ich ihm das GARMIN und ich suchte im weiteren Umkreis nach typischen Verstecken. Mit diesem sinnlosen Tun brauchte
ich mich nicht lange beshäftigen: „Ich hab ihn!“ rief er mir von erhöhter Position zu. Tatsächlich hatte er die Dose mit Hilfe des Spoilerbildes gefunden. Diese Form wird häufig verwendet, um die Umwelt vor wild Suchenden zu schonen. Meist ist darauf ein eindeutiger Hinweis zu erkennen, den man aber erst vor Ort zuordnen kann.
Ok, der Cache war also gefunden, doch er war zu ängstlich, die schon lange nicht gefundene Lock&Lock Dose aus ihrem Erdloch zu ziehen.
Beim Loggen erklärte ich ihm noch die Grundidee des Geocachens und dann war es soweit: Die Frauen wollten endlich weiter!
Als sich die Bäume lichteten war ein kleiner Pavillon zu sehen; von dort mußte der Glockenklang stammen. Endlich oben – dachten wir und stiegen weitere gefühlte 500 Stufen zum Pavillon empor.

Die Aussicht muß von dort atemberaubend sein – doch sie war es nicht! Das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung: Durch den Dunst konnten wir gerade noch schemenhaft die Spitzen der Pagodas sehen. Das war aber kein Grund für schlechte Laune. Nachdem ich die Glocke geschlagen hatte, kletterten wir über ein Geländer, um auf einen Felsvorsprung zu gelangen, der uns einen schönen Ausblick auf das rückwärtige Tal mit einem kleinen Steinbruch bescherte.

Landschaft

Dabei wanderte unser Blick natürlich auch nach oben… Oje, wir haben es noch nicht geschafft!
„Da wollt ihr doch nicht hoch?! Nicht mit uns!“ hörten wir die Frauen sagen.
Jetzt aufgeben? Wir schauten uns in die Augen und trafen eine Entscheidung: Wir machen eine Harte-Männer-Tour! Nur noch mit dem Navi und zwei Wasserflaschen beladen, ließen wir die Frauen mit den Rucksäcken zurück. Das Navi war extrem wichtig – wollten wir doch am Ende prahlen können, wie hoch wir waren.
Die letzten Stufen nach untenDer Weg folgte dem Bergkamm, führte uns vorbei an einem weiteren Pavillon und brachte uns völlig allein auf den höchsten Punkt der Region! Geschafft – die letzte Stufe auf das 2x2m große Plateau nahmen wir gemeinsam. Nach ein paar Fotos und einigen Schlucken Wasser gings dann wieder bergab. Auf halber Strecke zum Auto trafen wir die Frauen und wir machten noch ein kleines Picknick im Schatten, den wir auf dem Gipfel schmerzlich vermissten.
Durch Zufall nahmen wir danach einen anderen Weg nach unten. Er war nicht so steil und ludt zu einem gemütlichen Spaziergang ein. Eine schöne Gelegenheit, den tollen Tag Revue passieren zu lassen.

Und für alle, die es interessiert… Hier das Höhenprofil unserer Wanderung.

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