Marokko – Rundreise mit dem Auto

Unser Flug mit Lufthansa brachte uns nach Casablanca. Hier sollte unsere Rundreise zu den drei der vier Königstädte beginnen. Doch bevor wir unser Auto abholten, brauchten wir erst einmal zwei SIM Karten für unsere Telefone. Es gibt sehr unterschiedliche Tarife. Man sollte sich vorher Gedanken machen, wieviel Datenvolumen man ungefähr braucht – wir entschieden uns für jeweils 5GB für umgerechnet 10€. Für den Kauf der SIM Card ist ein Reisepass erforderlich. Passt auf, eure deutsche SIM Card sicher aufzubewahren und lasst euch gleich die marokkanische Telefonnummer der PrePaid Karte ins Telefon speichern. Die netten Verkäufer von Maroc Telecom haben uns alles schnell eingerichtet. Egal, wo wir in Marokko waren – wir hatten immer gutes Internet!

Casablanca – Willkommen in Marokko

Am Flughafen-Ausgang wurden wir von einem Mitarbeiter der Autovermietung abgeholt. Wir hatten wie immer das Auto über Check24 gebucht – diesmal bei AUTOUNION. Die Station war ca. 10 Autominuten vom Flughafen entfernt. Dort stand schon unser kleiner MG3 für uns bereit. Wen der kurze Transfer nicht stört, kann so jede Menge Geld sparen. Die Fahrzeugübergabe war professionell und unkompliziert.
In Casablanca wohnten wir in einem Hotel am Park Yasmina For Games. Wir hatten einen wunderschönen Blick über den Park, vorbei an der Eglise du Sacre-Coeur bis hin zur Hassan-II.-Moschee.

Casablanca - Blick aus Hotelzimmer

Diese Moschee war auch der Grund für die zwei Übernachtungen in Casablanca. Auch wenn die Stadt ansonsten wenige touristische Attraktionen zu bieten hat, muß man hier unbedingt gewesen sein. Uns hat der Besuch so beeindruckt, das ich einen eigenen Beitrag zuzu geschrieben habe: Casablanca – Hassan-II.-Moschee*.

Casablanca hassan ii moschee

Von Casablanca ging es mit dem Auto, welches wir uns direkt am Flughafen abgeholt haben, zur ältesten Königsstadt Marokkos – nach Fes. Die ca. 4-stündige Fahrt über die Autobahn verlief sehr entspannt. Das ist nicht zuletzt der vielen Geschwindigkeitskontrollen geschuldet. Die Mautgebühren sind nicht sehr hoch und das Prinzip mit der Bezahlung ist einfach und transparent. In meinem Artikel: Autofahren in Marokko* findest Du viele hilfreiche Tipps und ein paar Fragen, ob ein Mietwagen die richtige Wahl für dich ist.

Autobahnfart marokko

Unterwegs machten wir einen Stop an einer typisch marokkanischen Grillstation. Das war neben köstlichem Essen auch ein kleines Abenteuer, denn wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch nicht so viel Erfahrung mit der marokkanischen Kultur. Ich habe einen Wegpunkt für das Restaurant El Arjat Grillades auf der Pinnwand gesetzt. Für uns gab es hier Lammfleisch vom Grill, Tajine und marokkanischen Minztee. Da wir nicht wussten, das unter dem schön angerichteten Gemüse der Tajine meist auch Fleisch zu finden ist, hatten wir am Ende viel zu viel bestellt. Der Kellner zelebrierte wunderschön vor unseren Augen wie der marokkanische Tee, der aus Minze und Schwarztee besteht, traditionell serviert wird. Das müsst ihr unbedingt auch selber mal ausprobieren!

Marokko085

Da wir in Fes ein Riad in der Medina gebucht hatten, suchten wir uns einen günstig gelegenen Parkplatz im nördlichen Teil der Stadt. Dort wurden wir von einer freundlichen Mitarbeiterin unserer Unterkunft abgeholt. Und das war auch gut so – Wahrscheinlich wären wir sonst ziemlich lange mit unseren Koffern durch die Altstadt geirrt. Wir wohnten im Riad Green House – ein wunderschönes Riad mit Dachterasse und Zimmern wie aus 1000 und einer Nacht. Das Personal ist superfreundlich und immer hilfsbereit. Es blieben keine Wünsche offen.

Fès – Wie in einer anderen Welt

Die Medina von Fes erstreckt sich vom Blauen Tor auf der einen und den Gerbereien auf der anderen Seite. Während im oberen Teil zwei spindelförmig verlaufende Straßen (man kann da nirgends mit dem Auto fahren!) zur Orientierung helfen, gibt es im unteren Teil ein riesiges Labyrinth aus kleinen Gassen. Am besten lädt man sich eine gute Maps-App auf das Handy um sich hier nicht zu verlaufen. Google Maps ist hier wirklich nicht geeignet. Ich empfehle Maps.me, OsmAnd oder Geocaching Apps, die ausreichend detaillierte Wanderkarten anzeigen können. Fes ist eine wunderbare Stadt um in Marokko warm zu werden. Neben der Medina (Fes el-Bali) gibt es einen sehr modernen Stadtteil (Ville Nouvelle) und die Neustadt um das Jüdische Viertel und den Königspalast. Weil es uns hier so gut gefallen hat, habe ich einen eigenen Artikel dazu verfasst: Fes – Sehenswürdigkeiten und wertvolle Tipps*

Fes medina mit universität

Von hier aus machten wir  einen herrlichen Tagesausflug zur Archäologische Stätte Volubilis. Die Ruinenstadt der römischen Antike liegt ca. 25km nördlich von Meknes und 1,5 Autostunden von Fes entfernt. Landschaftlich gibt es auf der Strecke außer den beigefarbenen Hügeln und einem Stausee nicht viel zu sehen. Die Anlage von Volubilis ist sehenswert. Man schlendert gemütlich durch die Grundmauern einer historischen Stadt. Das Museum scheint es nicht mehr zu geben. Dafür gibt es am Eingang ein Restaurant und sehr ordentliche Toiletten. Geocacher kommen auch auf ihre Kosten – vort Ort gibt es einen Tradi: VOLUBILIS ( MAROCCO ) – M7. Für uns war diese Tour ein sehr schönes Kontrastprogramm zu den engen, meist überdachten Gassen von Fes.

Archäologische stätte volubilis

Wenn ihr euren Zeitplan etwas strafft, kann man diese Tour mit einer Stippvisite in Meknes verbinden. Uns fehlte am Ende die Zeit und wir verzichteten auf den Besuch der vierten Königsstadt.

Nach fünf wunderbaren Tagen in Fes machten wir uns auf den Weg nach Süden. Geplant war eigentlich die Route entlang des Atlasgebirges über Meni Mellal nach Marrakesch.
Nachdem wir nun einige Erfahrungen auf Marokkos Straßen gemacht hatten, entschieden wir uns allerdings für die Autobahn über Rabat und Casablanca. Die Strecke ist zwar deutlich länger, aber man kann entspannt mit 120km/h vorwärts kommen und dabei über 2 Stunden sparen. Die gewonnene Zeit nutzten wir für einen kleinen Zwischenstop zwischen Rabat und Casablanca am Meer. In Bouznika suchten wir uns ein schönes Fisch-Grill-Restaurant. Fleisch, Fisch und Gemüse konnte man sich mit dem Kellner wie auf einem Markt aussuchen. Unser Fisch wurde danach schnell zubereitet und schmeckte köstlich. Wir genossen den Stop unter den Sonnenschirmen des Gartens sehr.

Marrakesch – Wir kommen!

Auf der letzten, immerhin noch 300km langen Etappe nach Marrakesch passierte das, was ich eigentlich unbedingt vermeiden wollte: Die Fahrt dauerte doch etwas länger und wir kamen im Dunkeln an der Stadtgrenze an. Als Ziel hatte ich bei Google Maps bereits den Parkplatz eingegeben, den uns Astrid – unsere Vermieterin des Riad Zeitoun Palace – vorgeschlagen hatte. Alles sah gut aus und wir hatten nur noch 800m bis zum Ziel. Doch dann passierte es – wir landeten in einer engen Sackgasse!
Nun begann das Abenteuer erst richtig… Um uns rum sammelten sich viele hilfsbereite Marrokaner. Alle hatten die beste Idee, wie wir unseren Wagen am besten wenden. Trotz Dunkelheit konnten wir diese Hürde relativ einfach meistern. Plötzlich stand ein Moped mit zwei jungen Typen neben mir am Fenster. Schnell machte ich die Scheibe hoch – man weiß ja nie! Doch auch sie wollten wirklich nur helfen. Sie sprachen Englisch, was die Situation etwas vereinfachte. Wir erklärten, wo wir hin wollten und das wir einen Parkplatz suchen. Nach einer kurzen Belehrung ihrerseits, wie schlecht Google Maps in Marrakesch funktioniert, machten sie uns klar: Wir sollen ihnen folgen.

Marrakesch Verfolgung

Wer schon einmal eine Verfolgungsjagd in GTA oder MAFIA erlebt hat, weiß wovon ich rede. Allerdings mußte bei uns der Leihwagen heil bleiben und ein Radar mit dem Target hatte ich auch nicht. Am Anfang lief es noch ganz gut… dann wurden es immer mehr Mopeds auf der Straße und der Verkehr zunehmend dichter. Plötzlich hatten wir die Beiden verloren! Wir fuhren langsam weiter. Beim Kreisverkehr am Bab Ghmat kamen sie wild gestikulierend an uns vorbei gefahren. Diesmal hatten sie den Warnblinker eingeschaltet, was die Verfolgung viel einfacher machte. Sie bugsierten uns in eine enge Gasse, doch unser fester Glaube „Sie wollen uns sicher nur helfen!“ half uns, nicht abzubrechen. Die Gasse wurde nach einer Abbiegung noch enger – alles war voller Menschen. Es war ein Albtraum. Nach ein paar Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, stoppten sie vor einem großen Holztor. Sie gaben uns immer noch ein sicheres Gefühl und klopften ans Tor. Wir fuhren wie ferngesteuert in einen Innenhof, der voller Autos stand. Sie zeigten uns unseren Parkplatz, der uns von einem älteren Herrn mit blauem Kittel zugewiesen wurde und halfen uns beim Einparken.
Das sie das nicht nur aus Nächstenliebe gemacht haben, war uns klar. Doch wir waren einfach nur unendlich erleichert, in der dunklen quirligen Stadt einen Parkplatz gefunden zu haben. Es begann die Verhandlung um den Preis dieser Fahrt. Aus Fes wußten wir ungefähr was uns erwartet. Doch er machte uns schnell klar, das in Marrakesch alles viel viel teurer sei. Als ich merkte, das mein Trinkgeld in der Hosentasche nicht reichte, holte ich das Portemonnaie heraus und zog mich etwas zurück. Das schien er sofort zu merken: „Trust me, I just want to help!“ Nach diesen Worten gab er mir sein Handy und die Zündschlüssel von seinem Moped und lachte. Wir einigten uns auf 100 MAD. Ziemlich viel – aber wir waren heilfroh, einen Parkplatz in der Nähe unseres Riads gefunden zu haben. Außerdem merkten wir später, das Marrakesch sowieso viel teurer ist, als Fes zum Beispiel. Nachdem er sich versichert hatte, das wir zufrieden sind und wir unser Parkticket für zwei Tage bezahlt hatten, zeigte er uns noch den Weg zu unserer Unterkunft, die wir dann mit unserer MAPS.ME Karte auf dem Handy auch schnell fanden.

Riad zeitoun palace marrakesch

Unser wunderschönes Riad befindet sich am Rande der Altstadt ganz in der Nähe des Bahia Palastes ca. 10 Minuten zu Fuß vom Jemaa el-Fnaa entfernt. Von hier aus konnten wir alles bequem zu Fuß erreichen. Im Artikel Marrakesch – von Allem ein wenig zu viel!* nehme ich Dich mit auf einen ausgedehnten Spaziergang und zeige Dir ein paar Sehenswürdigkeiten und empfehlenswerte Restaurants der Stadt.

Rabat – die große Überraschung

Die letzte Station unserer Reise war Rabat. Wir fuhren die gleiche Strecke über Casablanca zurück. Unsere Unterkunft war wieder in der Medina – das Riad Sidi Fatah. Es war sehr zentral gelegen und hatte eine Terrasse, von der man gut über die angrenzenden Häuser blicken konnte. Das Personal war – wie überall in Marokko sehr freundlich und hilfsbereit. Wir hatten nur zwei Nächte für Rabat eingeplant und so machten wir gleich an selben Tag einen ausgedehnten Spaziergang mit Sonnenuntergang am Meer. Der Rückweg durch die abgedunkelten Gassen mit den hell beleuchteten Shops war aufregend und gleichzeitig sehr entspannend.
Am nächsten Morgen starteten wir nach einem guten Frühstück zum Hassan Turm und dem Mausoleum von Mohammed V. Wir schlenderten gemütlich über den Platz mit den über 300 Säulen und genossen den Blick zum Meer, zum Großen Theater von Rabat und dem Mohammed VI Tower, der weit sichtbar in den Himmel ragt.

Hassan turm

Im Anschluß nahmen wir ein Fahrradtaxi, vergleichbar mit einem Elektro-Tuk-Tuk, und ließen uns zum heiligen Ort Chellah bringen. Die auf einem Hügel liegende Festung ist mit seinen besonderen Bewohnern sehr sehenswert und strahlt eine wunderbar ruhige Atmosphäre aus. Auf den Türmen der Ruinen und im Tal außerhalb der Mauern leben hunderte Störche. Es gibt unzähliche Nester und von überall hört man das Klappern der Schnäbel. Innerhalb der Mauern gibt es einen Rundweg: eine Terrasse macht mit dem schönen Blick über das Gelände neugierig, danach kann man die alten Ruinen erkunden und gelangt schließlich in einen schönen, im Schatten gelegenen Garten. Von hieraus betritt man das Reich der Störche. Es ist unglaublich. Der Kontrast aus den gelben Mauern, den weißen Störchen und dem blauen Himmel ist einzigartig. Hat man dann genügend Fotos gemacht, führt ein Weg entlang der Mauer nach oben zu einem Restaurant. Von hier aus kann man bei kleinen Snacks in gehobenener Atmosphäre den Ausblick genießen und die Störche beobachten.

Tipp: Rund um Chellah gibt es zahlreiche Spots um den Mohammed VI Tower auf einem Foto toll in Szene zu setzen.

Wenn Du noch mehr über unsere Zeit in Rabat lesen und sehen möchtest, kannst Du dir den Artikel Rabat – Die große Überraschung* ansehen.

Chellah störche

Rabat machte auf uns einen sehr augeräumten und sauberen Eindruck. Die Medina war mit ihren breiteren, nach oben offenen Strassen sehr angenehm. Hier wären wir gerne noch etwas länger geblieben. Aber am nächsten Morgen mußten wir bereits zurück nach Casablanca.

Am Ende blicken wir auf fantastische 14 Tage Marokko zurück. Wir haben uns voll in das quirlige Leben in den Medinas eingelassen und dabei sehr schöne Momente mit den Einheimischen erlebt.Wir durften einen Schreiner in seiner Werkstatt besuchen, erhielten eine Privatführung durch die kleinen Gerbereien von Fes und experimentierten mit den Düften von Tausend und eine Nacht. Abends ging es an den unscheinbaren Stand, an dem ein Vater mit seinem Sohn (habe die Namen leider vergessen) Harira ausschenkte, die von seiner Frau tagsüber gekocht wurde. Außerdem verliebten wir uns in das Streetfood Gerichte der historischen Altstädte: Pani ca meusa und Sfenj-Donuts. Tajine haben wir natürlich auch probiert. Dafür ist es am besten, ein spezielles Tajine-Restaurant zu besuchen – dort gibt es eine gute Auswahl an verschiedenen Sorten. Trotzdem waren wir froh, das es neben typisch marokkonischem Essen auch internatione Küche gibt. Vor allem beim Frühstück hatten wir relativ schnell die Nase voll. Der Tisch war zwar immer voll, aber es war im Grunde jeden Tag das Gleiche.

Wir fühlten uns in allen Städten sicher und hatten nie das Gefühl, von den Verkäufern belagert zu werden. Außerdem sind die Marokkaner sehr hilfsbereit.
Man sollte in Marokko allerdings bedenken, das die Hilfsbereitschaft auch immer eine Kleinigkeit kostet. Und so handelten wir immer nach der Maxime: Respektvoll und offen auf die Menschen zugehen, Hilfe annehmen und trotzdem Wissen, wo die Grenze ist. Und wie gesagt – immer etwas Kleingeld in der Tasche haben.

Cash oder Card

Prinzipiell kann man sagen, das man in Marokko mit Bargeld weiterkommt als mit Kreditkarte. Die meisten kleinen Shops nehmen nur Bargeld und selbst die Unterkünfte verweigern oft die Bezahlung mit Kreditkarte. Eintrittsgelder in Museen und die Rechnung in gehobenen Restaurants kann man in der Regel auch mit Kreditkarte bezahlen.

Mein Fazit

Nachdem wir nun drei große Städte kennengelernt haben, würden wir unsere Reise das nächste Mal etwas anders planen:

  • Fes ist eine wundervolle und sehr abwechslungsreiche Stadt und eignet sich gut für Marokko Neulinge.
  • Marrakesch ist sehr touristisch, teuer, laut und durch die Abgase der vielen Mopeds in der Medina etwas anstrengend. Hier bietet es sich an, eine Unterkunft im modernen Teil der Stadt zu nehmen und die Medina nur zum Bummeln und Shoppen zu besuchen.
  • Rabat hat uns sehr gut gefallen. Die Stadt hat mit der Lage am Meer einen besonderes Flair, ist sehr sauber und die offenen und breiten Straßen der Medina sind sehr angenehm. Hier wären wir gerne etwas länger geblieben.
  • Casablanca ist eine geschäftliche Großstadt. Hier gibt es nicht viel zu sehen. Die Menschen sind eher distanziert. Wer aber hier ist, sollte sich auf jeden Fall die Hassan-II.-Moschee ansehen.
  • Die Gegend zwischen Casablanca und Rabat scheint eine schöne Urlaubsregion für Strandliebhaber sein.

* Die Artikel zu den roten Links sind noch nicht fertig. Komm aber gerne später wieder, um sie zu lesen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Spam Schutz: Bitte löse die Aufgabe *Zeitlimit überschritten. Bitte vervollständigen Sie das Captcha noch einmal.