NOVOKTAN Anlage – Mark Brandenburg

Die industrielle Geschichte der kleinen Gemeinde reicht bis 1644 zurück. Damals gab es hier einen Teerofen – die Gewinnung von Teer war damals in dieser Region weit verbreitet. Später kam eine Meierei dazu und 1772 entstand im ehemaligen Vorwerk von Brösigkens Laake eine Ziegelei und bot neben Landwirtschaft und Fischerei eine zusätzliche Erwerbsquelle für Kolonisten.
Während des 1. Weltkrieges erwarb die Chemische Fabrik Griesheim Elektron/Frankfurt am Main vom Ziegeleibesitzer Hartz in Gapel das Ziegeleigrundstück Brösigkens Laake mit der dazu gehörenden Ackerwirtschaft und begründete hier ein Sprengstoffwerk mit Minenfüllstation und eine Anlage für Blaukreuz-Giftgase. 1917 wurde eine Schwefelsäureanlage mit zwei Kontaktsystemen in Betrieb genommen. Nach Kriegsende wurde das Sprengstoffwerk zerstört. Die Schwefelsäureanlage war von 1918 bis 1923 außer Betrieb. Das Werk in Gapel wurde 1926 ein I.G. Farben-Betrieb.
Obwohl seit 1904 die Brandenburgische Städtebahn das Ortsgebiet durchquerte, erhielt der Ort erst 1915/16 einen Bahnhof.

Im 2. Weltkrieg gab es glücklicherweise keine größeren Kampfhandlungen in der Region. Als die Rote Armee am 2. Mai Premnitz kampflos einnahm, hatten Ort und Werk den Zweiten Weltkrieg weitestgehend unbeschadet überstanden. In den letzten Kriegsjahren hatte es oft Fliegeralarm gegeben, wenn alliierte Flugzeuge in Richtung Berlin flogen. Schließlich gehörten Premnitz und Döberitz durch die Werke zur Gefahrenzone 1. Doch eine massive Bombardierung blieb aus. Am 18. April 1944 fielen zwar einige Brand- und Sprengbomben, davon sechs auf das Fabrikgelände, ohne wesentlichen Schaden anzurichten. Offensichtlich wurden die benachbarten Werke von Bombardements ausgenommen, um die mit Lizenz amerikanischer und britischer Firmen betriebene Novoktan-Anlage (Bleitetra) in Döberitz zu verschonen. Amerikaner und Briten verdienten auch im Krieg an jeder Tonne des hier produzierten Novoktans. Übrigens wäre bei einer Zerstörung dieser für Flugzeugtreibstoffe unverzichtbaren Produktion die deutsche Luftwaffe nicht mehr einsatzfähig gewesen.

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Gleichzeitig mit der Premnitzer Pulverfabrik (siehe oben) siedelte sich auf der Döberitzer Flur ein kleinerer Rüstungsbetrieb an, in dem auch Schwefelsäure produziert wurde. Die nach 1930 errichteten Anlagen für Sprengstoff und den Benzinzusatz Tetraetylblei (verringert die Klopfneigung von Motoren) wurden nach 1945 abgerissen, gleichzeitig wurde die Döberitzer Fabrik dem Premnitzer Werk angeschlossen. Neben Schwefelsäure (bis 1990) wurde in Döberitz ab 1959 auch wieder Tetraetylblei (bis 2002) hergesellt.
Für das Leben im Ort hatte das aber nur geringe Auswirkungen. Als erwähnenswerte neue Gebäude entstanden lediglich die so genannten „Doktorhäuser“, die unmittelbar neben dem Werk für leitende Angestellte gebaut wurden.

Die Gebäude sind fast vollständig entkernt. Trotzdem besticht das Gelände mit seiner Gleisanbindung, den Laderampen und verschiedenen Gebäudetypen. Vandalismus findet man hier kaum.
Östlich des Industriegebietes findet man die Überreste der alten Sprengstoff-Fabrik im Wald. Überall befinden sich kolossale Betonelemente und gesprengte Bunker. Hier sollte man jedoch immer mit Wildschweinen rechnen.

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