Unsere Fahrradtour führte uns über Bad Fallingbostel, vorbei am Lönsgrab Tietlingen ins Eibia Naherholungsgebiet. Ziemlich unvorbereitet steuerten wir den Virtuellen Cache Puduwuppe von Bretterwetter an. Als wir am Hof von Samson eine kurze Pause machten, las ich mir das Listing des Caches durch. „Welcher verrückte Owner hat sich das denn ausgedacht!?“ ging mir durch den Kopf. Als ich daraufhin sein Profil studierte und den Namen des Caches in Gedanken zu Voodoo Puppe umwandelte stand fest: Dieser Geocacher ist von einem bösen Fluch belegt!
Nun galt es also nur noch den Ort des Geschehens aufzusuchen und die Rätsel zu lösen. Das gelang uns dank der OpenStreetMap auf c:geo ziemlich gut. Doch auf dem Weg dorthin die erste Überraschung: Der Voodoo Wächter hatte schon auf uns gewartet.
Irgendetwas schien ihm an uns nicht ganz zu passen, denn auf den letzten Metern zu den angegebenen Koordinaten im scheinbar undurchdringlichen Dschungel brannten unsere Beine als hielt er ununterbrochen einen Bunsenbrenner an die Füße der Voodoo Puppe. Es könnten natürlich auch Brennnesseln gewesen sein. Auch 40 Meter vor dem Ziel wußten wir noch nicht, was uns hier wirklich erwartet – alles war zugewuchert. Doch dann sahen wir es: ein bunkerähnliches Gebäude mit einem bewaldeten Dach. Wow, damit hatten wir nicht gerechnet!
Sofort hatte ich Blut geleckt und die Erkundung wurde gestartet. Es handelt sich um das Schneidwerk der EIBIA Munitionsfabrik. Hier wurden die hauchdünnen Pulvermatten in kleine Plättchen geschnitten. Das Gebäude hat auffällig viele Türen und Tore nach außen. Das sollte bei einer Explosion den Druck schnell nach draussen leiten, dabei wenig Gebäudesubstanz zerstören und Kettenreaktionen im Gebäude vermeiden. Die Dachbepflanzung, die zur Tarnung gedacht war, hat sich im Laufe der vielen Jahre zu einem kleinen Wäldchen entwickelt.
Erst jetzt wurde mir klar, das dieser Wald einen historisch interessanten Hintergrund hat. Es handelt sich hier um die Überreste der Walo II Fertigungsbetriebe. Neben diesem Gebäude befinden sich weitere Hinterlassenschaften in der Gegend. Leider habe ich das alles erst recherchiert, als ich wieder zu Hause war. In diesem Artikel von geschichtsspuren.de findest Du ein paar Hintergründe und Fotos. Auch sehr interessant ist die Seite auf Relikte.com. Hier findet man neben vielen Informationen auch eine kleine Übersichtskarte.
Das war wirklich eine große Überraschung, denn ich kenne Virtuelle Caches sonst nur als Touristenpunkt in Großstädten. Nun machten wir uns daran, die Aufgabe des Caches zu erledigen.
Der Zauber, der immer noch über uns zu lauern scheinte, schwächte sich ab als wir den Namen der Puduwuppen-Erfinderin ermittelt hatten. Doch der Voodoo Zauber trübte noch immer unsere Sinne und so taten wir uns sehr schwer, den zweiten Teil der Aufgabe zu lösen. Am Ende war es der Owner selbst, der uns Tage später heilte und uns den Fehler unter die Nase rieb. Nachmals danke für die Logfreigabe!
Nach den Strapazen (wer hier schon mal im Sommer nach einem Regen mit kurzen Hosen gewesen ist, weiß was ich meine) hatten wir genug von Mücken und Brennnesseln! Doch wir wußten ja nicht, was uns noch alles erwartet…
Unsere Runde führte uns Richtung Bomlitz. Als wir den befestigten Weg zur gesperrten Brücke wieder erreicht hatten, konnten wir endlich wieder fahren. Als wir nach ein paar hundert Metern endlich wieder in unserem gemütlichen Flow waren, fiel mir ein merkwürdiges Objekt am Wegesrand auf. Es passte irgendwie in die Gegend. Mein Geocacher-Instinkt sagte mir: „Hier musst Du anhalten!“
Kurzerhand untersuchte ich das prädestinierte Geocache-Versteck. Doch leider keine Dose – aber eine kleine blanke Platte im Inneren erregte meine Aufmerksamkeit. Schnell machte ich mit dem Handy ein Foto im Inneren des Dings [ich will nicht zu sehr spoilern]. Unglaublich – da standen Koordinaten drauf!
Jetzt checkten wir mit c:geo welcher Cache das sein könnte. Es kam nur der Multi Urban Cookie COLLECTIVE von LennyLukasC in Frage. Wir überflogen kurzerhand das Listing und stellten uns die Frage: „An welcher Station stehen wir gerade?!“ Da wir weder die Youtube Videos gesehen hatten noch die Hilfsmittel besaßen, gabs nur eine Möglichkeit… wir suchten die Koordinaten von der Plakette auf. Dort fanden wir zwar einen weiteren interessanten Ort aber keinen Cache!
Auf dem Weg zurück suchten wir auf Verdacht ein paar pontentielle Verstecke ab… und siehe da, ein codierter Hinweis auf einem… [SPOILER]. Da wir damit alleine immer noch nicht weiterkamen, studierten wir ein weiteres Mal das Listing. Während dieser Findungsphase pendelten wir mindestens 3mal zwischen den beiden Fundorten hin und her. Der Wald wollte uns einfach noch nicht gehen lassen.
Und dann kam die plötzliche Wende: das Listing enthielt einen Hinweis der uns schlagertig klarmachte, das wir das Finale bereits gefunden hatten. Nur das Logbuch wollte sich nicht zeigen! Wir kombinierten noch einmal alle Hinweise die wir bis hierher gefunden hatten und schon war eine neue Idee geboren: Ein letztes Mal zurück und nun hieß es: Alles oder nichts.
Alles passte zusammen und nach ein paar Minuten zwischen Hoffnung und Bangen hatten wir das Logbuch in der Hand. Das war der bisher spektakulärste Zufallsfund meiner nunmehr 14jährigen Geocachergeschichte! Völlig erledigt durch das viele Hin und Her bei schwülen 25°C legten wir alles wieder an den ursprünglichen Ort zurück und konnten endlich diesen verrückten Wald hinter uns lassen.
Auf dem Weg nach Bomlitz kamen wir an einem weiteren Gebäude der ehamigen Fabrik vobei. Das heute als Fledermausquartier dienende Gebäude fungierte früher als Aufenthaltsraum für die Arbeiter und als Luftschutzkeller für 160 Personen. Eine Tafel des EIBIA Geschichts- und Erinnerungspfad zeigt einen Gebäudegrundriss und hält einige interessante Informationen bereit.
Jetzt im Nachhinein – beim Schreiben dieses Artikels – ärgere ich mich sehr, das ich mich auf diese Caches nicht besser vorbereitet habe. Die Gegend bietet noch so viele andere coole Spots und während wir uns hier regelrecht durchgequält haben lädt der Wald förmlich zu einer gemütlichen Wanderung mit historischem Flair ein. Deshalb möchte ich euch die Seite von Wanderklaus nicht vorenthalten: Lohheide EIBIA bei Bomlitz Neben tollen Bildern aus der Gegend ist dort eine komplette Wanderung beschrieben.